+++ PIRATEN wollen eine schrittweise Legalisierung aller Drogen +++
Die PIRATEN wollen für eine streng regulierte, schrittweise Legalisierung aller Drogen eintreten. Den Anfang soll ein Modellprojekt zur Freigabe von Cannabis im Saarland machen. Strenge staatliche Auflagen sollen dabei das Wohlergehen und die Gesundheit der Konsumenten besser schützen als wenn die Regeln des Schwarzmarktes gelten.
Der Präsident des internationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB), Werner Sipp, sagte in dem vorgestern (02.März 2016) veröffentlichten Jahresbericht, dass es bei der Drogenpolitik nicht darum gehe, zwischen einer militarisierten Strafverfolgung und der Legalisierung zu wählen, sondern Gesundheit und Wohlergehen der Menschen müssten im Fokus stehen. Die PIRATEN sehen jedoch die einzige Möglichkeit dies zu erreichen in der Legalisierung. „Es geht uns nicht darum, dass wir Drogen schrankenlos verfügbar machen wollen, sondern darum, dass wir endlich Jugendschutz und Qualitätskontrollen ermöglichen“, erklärt Michael Hilberer, Fraktionsvorsitzender und drogen- und suchtpolitischer Sprecher der PIRATEN im Landtag des Saarlandes seine Forderung. Der Hauptknackpunkt einer Legalisierung von Drogen, liegt dabei für Hilberer im Ausschalten der Schwarzmärkte: „Diese Händler sind Verbrecher und handeln bloß nach dem Prinzip der Gewinnmaximierung. Schwarzmärkte können wir als Staat nicht kontrollieren und das bringt uns immer wieder neue Probleme.“
Wettrüsten zwischen Staat und Schwarzmarkt verschärft Drogenproblematik
Hilberer erklärt, dass ein Wettrüsten, zwischen ständig neuen staatlichen Verboten von psychoaktiven Substanzen und immer neuen Versuchen diese durch Neuentwicklungen zu umgehen, entstanden ist. Dadurch stiegen Wirkstoffkonzentrationen und Drogen würden gefährlicher – wie die Beispiele der Legal Highs oder Crystal Meth zeigten. Dieses Wettrüsten bestätigen auch die Zahlen aus dem Jahresbericht der INCB. 2015 gab es 55 Prozent mehr neue, gemeldete psychoaktive Substanzen als im Vorjahr. Alleine 101 Substanzen wurden davon in Europa registriert. „Das Wettrüsten führt zu nichts Gutem, wir kaufen uns immer neue Probleme ein, mit jeder Regelverschärfung. Gewinner gibt es keine, Verlierer sind die suchtkranken Konsumenten“, macht Hilberer klar.
Die einzige Lösung liegt für den Fraktionsvorsitzenden darin, die Leute, die sich für die Einnahme von Drogen interessieren, dazu zu bringen, die richtige Entscheidung zu treffen. Ein Weg, der nicht mit Verboten sondern nur durch Information und Aufklärung möglich sei. „Die drogenfreie Gesellschaft ist eine Illusion“, fügt er hinzu.
Schrittweise Legalisierung soll mit Cannabis im Saarland starten
Die Legalisierung will Hilberer schrittweise umsetzen. Angefangen bei Cannabis. So zeigte der Jahresbericht der INCB auch, dass bereits ein Viertel aller Europäer Erfahrungen mit illegalen Drogen gemacht haben und die meisten davon mit Cannabis. „Das ist eine Substanz, die kulturell bei uns seit Jahrhunderten Verwendung findet und geringe Nebenwirkungen hat. Im Gefahrenpotenzial ist sie durchaus mit den akzeptierten legalen Drogen wie Alkohol und Tabak vergleichbar. Das Risiko, ist also sehr überschaubar“, erklärt Hilberer seine Wahl.
Für ein entsprechendes Modellprojekt im Saarland sprach er sich bereits im saarländischen Landtag aus, als er im Januar einen Plenarantrag zur Legalisierung stellte und darin dem Vorbild von Colorado nachstrebte. Dort gelten strenge staatliche Auflagen, um Cannabis anbauen und vertreiben zu können. „Wenn wir damit gute Erfahrungen sammeln, können wir auch über eine neuartige Drogenpolitik bei anderen Substanzen nachdenken, um aus dem Teufelskreis des Wettrüstens endlich auszubrechen“, sagte Hilberer.
In Europa hat Portugal bereits Erfahrungen mit einer liberaleren Drogenpolitik gemacht und konnte so beispielsweise die Zahl der Drogentoten im Land erheblich reduzieren.
Info:
Der INCB ist ein Rat der UN, welcher die Umsetzung der Drogenkontrollabkommen überwacht. Seit der Gründung 1968 gewährt dieser jährlich einen umfassenden Überblick über die weltweite Drogenkontrollsituation mit dem Ziel Gesundheit und Wohlergehen für die Menschen zu sichern.
Weiterführende Links:
Antrag der PIRATEN im Landtag des Saarlandes, Schutz statt Bevormundung – eine neue Drogenpolitik im Saarland starten, http://www.landtag-saar.de/Drucksache/Ag15_1654.pdf, letzter Zugriff: 04. März 2016
INCB, Jahresbericht 2015, Pressemappe, https://www.unis.unvienna.org/unis/protected/2016/AR_press_kit_G.pdf, letzter Zugriff: 04. März. 2016
Podcast mit Michael Hilberer zur Pressemitteilung, O-Töne für Rundfunkbetreiber frei verwendbar, https://www.piratenfraktion-saarland.de/2016/03/neuer-podcast-michael-hilberer-zur-drogenlegalisierung/ , letzter Zugriff: 04. März 2016
Sehr wichtiges Thema. Bitte dranbleiben!
Neben den genannten Aspekten würde eine Legalisierung auch ermöglichen, dass Hersteller und Händler legal (und idealerweise sozialversicherungspflichtig) Mitarbeiter beschäftigen könnten. Dadurch dass das Geschäft illegal ist, kommt zu dem illegalen Geschäft derzeit der Sozialbetrug praktisch automatisch dazu.
Liest sich halbwegs interessant. Was mich an der Debatte stört, ist dass die Befürworter einer Legalisierung auf Teufel komm raus versuchen den Vorteilen einer Relegalisierung von Hanf das Wort zu reden. Das ist erbärmlich. Nicht der freie Zugang zu Hanf als Medizin, Rauschmittel und Rohstoff hat es nötig noch weiter plausiblisiert zu werden, sondern die Prohibiton.
Wir sprechen hier über die strafrechtliche Verfolgung der freien persönlichen Entfaltung. Diese muss thematisiert werden!
Die Mainstreamparteien verharren in einer Position, die Vorteile einer Freigabe sucht. Das ist milde Gesagt lächerlich. Die Vorteile des Verbotes, und die Erfüllung der Intention muss thematisiert werden.
Am skurrilsten sind die Aussagen unserer Bundesdrogenbeauftragen, die auf massive Infragestellung mit ausgeprägter Selbstbeweihräucherung antwortet, und dabei noch nicht einmal weiss was Drogenpolitisch in der EU los ist. Die Schutzbehauptungen sind Omnipräsent. Sie sollte die EU auch möglichst nicht verlassen, sie könnte ja mal versehentlich von der Erdscheibe herunterfallen.
Als nächstes wären dann nebenwirkungsarme/-freie Psychedelika wie DMT, LSD und Aztekensalbei an der Reihe. Benötigen üblicherweise etwas verantwortungsvollere Maßnahmen bei der Einnahme, aber wären gesellschaftstechnisch noch hilfreicher als Cannabis.
Bei Santo Daime zum Beispiel klappt das super. Mußten in den Niederlanden vor Gericht, damit sie es (im religiösen Kontext) dürfen (gibt sie auch in den USA), aber wenn man sich den religiösen Kontext mal wegdenkt und sonst alles gleich bleibt, spricht nichts dagegen, solche Zeremonien auch in Deutschland und anderswo zuzulassen. Besonders wenn man bedenkt, daß Depressionen zur Volkskrankheit geworden sind und Psychedelika da helfen können. Aber versuch mal, mit Depressionen ne Reise in die Niederlande zustandezubringen.
Es ist außerdem absurd, wenn ignorante Politiker Substanzen wie DMT und Heroin in einen Topf werfen. Das sind totale Gegenpole, da Psychdelika Drogensucht kurieren können.
Ich würde in meiner persönlichen Situation schon lange mit Mikrodosierung arbeiten, aber die schlechte Politik, die allgemein betrieben wird, ist ein Mitverursacher für meine Depressionen.