Nach der Durchsicht der neuen Regelungen im Gesundheitsversorgungs- und Pflegeverbesserungsgesetz (GPVG) stellt die AG Gesundheit und Pflege der Piratenpartei Deutschland folgendes fest:

Die im GPVG vermerkten 20.000 Stellen für Pflegehilfskräfte sollen nun zusätzlich zu den  30.000 Stellen aus dem Sofortprogramm Pflege vom 8.4.2020 [2] geschaffen und finanziert werden.

Die 30.000 früheren Stellen sind noch nicht besetzt, da werden bereits weitere 20.000 Stellen neu geschaffen. Was gut scheint, uns aber nicht sehr weit bringt: Diese hohe Anzahl an Pflegehilfskräften gibt der Arbeitsmarkt schlicht nicht her. 

Außerdem befürchtet die AG Gesundheit und Pflege, repräsentiert von ihrer Themenbeauftragten Sandra Leurs:

“Innerhalb der 50.000 Stellen in der Pflegeassistenz wird der Pflegefachkräfteschlüssel in den Einrichtungen von z.Z. 50 % gekippt. So wird natürlich viel Geld gespart.”

Die Konsequenz dessen ist aber, dass die Pflege leidet, wie in mehreren Studien bewiesen wurde. So zeigt Professor Rothgang (Rothgangstudie [3]), dass ein zu niedriger Fachkräfteschlüssel in der Pflege eine höhere Mortalität unter den zu Pflegenden bewirkt. Die Qualität in der Pflege sinkt, und die “Outcomes” werden schlechter.

Ein höherer Anteil an Pflegefachpersonal (RNs) ist derweil assoziiert mit einer geringeren Mortalität, höheren Patientenbewertungen, und besserer Qualität, wie in der RN4CAST Studie–Pflegefachpersonal  [4] der TU Berlin herausgestellt wurde.

Proteste aus der Pflegewissenschaft werden laut, da der Fachkräfteschlüssel von immenser Bedeutung ist. 

Seit einiger Zeit wird auf einen Skill-Mix gesetzt. Verschiedene Berufsgruppen arbeiten zusammen, um Patienten oder Klienten optimal zu unterstützen. Der Patient steht dabei immer im Mittelpunkt. Zu den verschiedenen Berufsgruppen gehören beispielsweise Physiotherapeuten, Pflegeassistenten, Fachpflegekräfte, Pflegefachkräfte mit Bachelorabschluss, Ärzte, und viele mehr. 

Die derzeit laufende Diskussion rund um den Skill-Mix gewinnt an Intensität, die Gründe hierfür sind mannigfaltig und lassen sich vermutlich auf das Zusammenspiel gesellschaftlicher, politischer, technologischer und wirtschaftlicher Faktoren zurückführen. Beobachtet wird ein Mangel an Personen, die bei gleichzeitiger Eignung an Pflegeberufen interessiert sind, während der Bedarf in  der klassischen Pflege sowie in durch Digitalisierung neuentstandenen Berufsfeldern steigt. [5,6] 

Alles in Allem enthält das GPVG  also einige gute Konzepte, aber auch nicht durchdachte Regelungen sind darunter. 

 

Quellen/Fußnoten:

[1] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/versorgungsverbesserungsgesetz.html

[2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/sofortprogramm-pflege.html

[3] https://www.pflegen-online.de/die-fachkraftquote-geht-der-personalmix-kommt Rothgangstudie

[4] https://www.mig.tu-berlin.de/fileadmin/a38331600/2017.teaching.ws/2017_12_18_Uebung_Pflege.pdf

[5] https://www.healthcare-computing.de/neue-digitale-healthcare-berufe-a-952824/

[6] https://www.digihealthtalk.com/

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